just IN time

Just another WordPress.com weblog

Wozu der eigene Server?

Ich nutze, wie viele andere auch, eine ganze Menge verschiedener Webdienste. Allen voran wordpress.com, icloud.com, del.icio.us, flickr, dropbox und Instapaper. Schon seit langem beschäftige ich mich mit dem Gedanken, diese Dienste selber zu betreiben (bzw. deren Alternativen). Über das Nachdenken und gelegentliches Suchen, welche Möglichkeiten es gibt, dies umzusetzen bin ich bisher nicht hinausgekommen. Vor 2 Monaten hatte ich mir einen einfachen Shared-Webhoste gebucht. Somit nutze ich schon den Shared-Email-Service des Hoster anstatt iCloud für Emails (Kontakte und Kalender sind noch bei Apple …)

Ein Artikel in der c’t hat mich dann abermals motiviert, das Thema endlich mal anzugehen.

Wichtig für alle Dienste ist aber das WARUM. Daher hier die Gedanken, warum ich die Dienste selber betreiben will. Die hierfür wichtigen Schlagworte sind Datenschutz und Datenhoheit und Verfügbarkeit, aber auch Funktionsumfang und Flexibilität.

Ein Randthema ist das Fremium-Modell vieler Dienste. Ich würde gerne dauerhaft gute Features nutzen, aber ohne regelmäßig zu Zahlen – nicht des Geldes wegen – bin aber auch nicht bereit die Werbung zu ertragen. Gleichzeitig kann ich verstehen, dass einmalige Lizenz-Einnahmen nicht dauerhaft für Einnahmen sorgen (Wobei… geht schon, aber beim WebModell schwer vermittelbar). Adblocker sind eine Lösung, aber am Ende unmoralisch (ich als Entwickler möchte schließlich auch für meine Arbeit bezahlt werden).

Instapaper

Artikel, Tutorials, Anleitungen und Ähnliches landen alle bei Instapaper. Erst zum (später) lesen, dann im Archiv. Kaufentscheidend war auch die Kombination mit einer App, die das Offline-Lesen anbietet. Nur so konnte ich langweiligen Zugfahrten etwas abgewinnen. Browser-Erweiterung bzw. ein Bookmarklet und die Integration in die meisten Feedreader – damals noch Google-Reader und später Newsify in Verbindung mit Feedly – sind seitdem mein ständiger Begleiter und Kriterium Nummer 1 bei neuen Diensten und Apps. Das war mir damals auch sofort das Geld wert.

Hier sortiere ich nur grob in Ordnern, dafür ist die Volltextsuche unverzichtbar. Wer weiß, nach welchem Aspekt eines Artikels oder How-Tos ich mal suchen werde.

Da also nur besondere Artikel bei Instapaper landen und diese auch meine Interessen sowie politische, gesellschaftliche und religiöse Ansichten reflektieren und beeinflussen, ist mir dieser Schatz sehr wichtig und wichtig zu schützen. Somit also auch der erste und wichtigste Kandidat – nach den Emails – für meinen Server.

del.icio.us

Link-Manager, sammelt meine Web-Fundstücke. Plugins, Technologien, Tools, Know-How, Funpics. Alles Dinge, die ich im Hinterkopf behalten will. Ich will diese Seiten nicht sofort lesen, kann mir aber vorstellen, diese mal irgendwann zu brauchen. Im Gegensatz zur Abstellkammer zuhause, die nach diesem Schema immer voller wird, handelt es sich hier nur um Daten. Die Masse tut hier nicht weh, muss aber beherrschbar sein. Das Tagging-System hat mir hier viel geholfen. Bisher war es nicht nötig, dass auch der Inhalt der Seiten für eine Volltextsuche gespeichert wurde. Bisher habe ich alle Links, die ich bei del.icio.us vermutet hatte, auch wiedergefunden. Die Anzahl an Einträgen ist demnach auch wesentlich höher, als bei Instapaper.

Diese Links sind öffentlich. Das ist ok so. Zwar spiegeln auch diese meine Interessen wieder, aber da es sich meist um unverfängliches, wie Tools, Produkte und Technologien handelt, sehe ich kein Problem darin. Dass mich das Internet und seine Technologie interessieren kann jeder wissen und wo ich mich über diese Themen informiere, kann vielleicht dem ein oder anderen auch Helfen.

Bzgl. Datenschutz und Datenhoheit gibt es hierzu eigentlich keinen Grund für einen Alleingang, aber del.icio.us hat schon mehrmals den Besitzer gewechselt und ich sehe auch kaum eine gut Geschäftsidee. Außerdem waren die letzen Wochen durch Ausfälle geprägt.

WordPress.com

WordPress finde ich einfach nur super – unschlagbar was die Verfügbarkeit an Plugins, Themes und öffentlichem Know-How angeht. Ja, ich kenne die Kehrseite – Stichwort: riesige Angriffsfläche. Ich verfolge ständig die Entwicklung und verschiedenen Strömungen, die WordPress mit sich bringt. Trotzdem bin ich mit dem Service von WordPress.com nicht zufrieden. Sobald ich eines der vielen tollen Plugins, die ich immer wieder entdecke, nutzen will, werde ich ausgebremst. Ich könnte – wenn ich wollte und Zeit hätte – viel mehr aus meinem armseligen Blog machen. Allein der Gedanke, dass das mit WordPress.com nicht gehen wird, ärgert mich.

Hier ist es also weniger der Datenschutz oder Datenhoheit – hey, Blogs sind zum veröffentlichen da – sondern mehr die Funktionalität und Flexibilität die ich mit einem eigenen Server suche.

Email-Client

Der Email-Client ist, neben dem Email-Server der Platz, an dem alle Emails gespeichert sind. Zusätzlich muss er mich mit vielen nützlichen Funktionen unterstützen. Schließlich nutze ich ihn sehr häufig und gerade im Büro ist es einfacher, den WebClient aufzusuchen, anstatt Mails am Smartphone zu tippen.

Der Mailclient von iCloud.com hat sich ewig nicht verändert, und wird es wohl auch nicht mehr (außer Apple stellt einen ganz neuen Client vor, der wird dann sicher einige Features weniger haben). Hier vermisse ich vor allem die Zusammenfassung mehrerer Mails zu eine Konversation und die Unterstützung von Verschlüsselung (PGP). Und obwohl ich meine Domain seit Jahren habe, konnte ich keine Emails mit dieser Domain als Absender versenden – jedenfalls nicht per iCloud.

Also eine Kombination aus Funktionalität/Flexibilität und Datenschutz/Datenhoheit, die es unerlässlich macht, hier endlich Alternativen zu finden.

Kontakte

Meine Kontakte sind mir heilig – eine gute Struktur ist Pflicht und vollständige Datensätze sind unverzichtbar. Ich nutze die Kontakte am Smartphone, am Laptop und auch im Email-Client aus dem Büro heraus. Synchronisation war schon zu Zeiten meines Siemens S35 ein Thema. Der einzige Punkt, bei dem mich iCloud glücklich machen konnte.

Hier wird es schwierig, alle gewohnten Funktionen – es ist nicht lange her, da konnte z.B. Funambol keine Kategorien/Gruppierung von Kontakten, jedenfalls nicht richtig synchronisieren – wiederzubekommen.

„Heilig“ beschreibt auch den Anspruch an Sicherheit, viel zu lange waren die Daten nicht sicher. Zu gerne habe ich mich hinter dem Gedanken „Apple verdient nicht an den Daten, sondern an den Geräten“ versteckt, aber auch bei Apple gilt letztendlich „Wenn es kostenlos ist, dann bist DU die Ware“. Ausserdem zeigt Apple gerade deutlich, dass sie sich selbst am nächsten sind. Bevor die Umsätze einbrechen … breche ich lieber aus.

Kalender

Beim Kalender ist es gleich wie bei den Kontakten. iCloud macht das ganz gut, patzt aber regelmässig bei der Arbeit mit Termin-Einladungen an andere Dienste. Das könnte in Zukunft besser werden, vielleicht bekomme ich das selber besser hin.

Photo-Sharing

Mit Bildern habe ich seit einiger Zeit kein gutes Händchen. Mein Backup-Workflow ist von Apple zerstört worden, ich lösche kaum noch und bin auch weit davon entfernt, irgendwie Ordnung in alle Bilder zu bringen. Gleichzeitig bin ich dabei, in alten Bildern mal was auszusortieren – wer braucht schon 30 Bilder vom Bergpanorama, wenn dieses auf dem Bildschirm nicht annähernd so wirken kann, wie die Realität. Auf Flickr liegen nur noch sehr alte Bilder.

Hierzu wird es sicher mal einen eigenen Artikel geben. Momentan tausche ich Bilder per Dropbox, sammle auch per Dropbox ein (wenn mehrere Leute am gleichen Event fotografiert haben) und speichere per Apples Fotos. Alles nicht sehr geschickt und weit von meinen Ansprüchen entfernt.

Bilder will ich Teilen, manche mit allen, manche nur mit besonderen Personen. Ich stelle mir hier z.B. ein Album vor, dass – je nachdem, wer es ansieht – unterschiedlich viele Bilder anzeigt. Ich will die Kontrolle nicht verlieren – Bilder auf Facebook geht fast garnicht. Bilder mit Freunden drauf geht auch fast nicht.

Das wird noch ein langer Weg.

Notizen

Nur ein Randthema für mich, aber manchmal habe ich tatsächlich Gedanken, die sich nicht in einfache Listen pressen lassen. Das Organisieren von Ausflügen, Recherchen zu WordPress-Projekten oder auch für die nächste große Anschaffung (Auto, Handy/Vertrag, Fernseher) landen dann gerne bei Apples Notizen und werden locker per iCloud auf dem Mac synchronisiert. Zum Teilen gibt es hier nichts, mehr brauche ich eigentlich nicht – wenn da nicht die Server in den USA wären …

Definitiv einer der letzten Punkte, die ich angehen würde.


Ein doch sehr lange Liste an Themen. Ich hoffe sehr, dass ich in den nächsten Monaten die Zeit finde, diese Liste abzuarbeiten und darüber zu berichten.

Zu allem kommt hinzu, dass ich jedes einzelne dieser Systeme total interessant finde. Wie funktionieren diese, was haben sich die Entwickler dabei gedacht? Welche Technologie verwenden sie? Wie einfach ist es für mich, deren Code zu verstehen und ggf. etwas beizutragen?

August 28, 2016 Posted by | development, webservices | Hinterlasse einen Kommentar

Hommage

In den letzen 12 Stunden sind mir gleich zwei Verbindungen aufgefallen, die ich für mich als Hommage empfinde:

  1. Im Film Zoomania/Zootopia finden die Polizei gegen Ende eine geheime „Küche“, in der die Schatten der Nacht verkocht werden. Das ganze erinnert schon stark an eine bekannte Serie, vor allem der orange Overrall. Als der Koch dann aber den Raum verlassen will und sagt: „Walter und Jesse kommen gleich“ ist es klar, dass hier Breaking Bad gemeint ist.

    Schön gemacht

  2. Beim heutigen 20. Geburtstag von tageschau.de gibt es ein Video mit den Machern der Seite. Beim Zeigen der Rechner in dem doch sehr spärlich eingerichteten Dachgeschoss-Büro sieht man einen tollen Screenshot (bei SternzeitZeitstempel 2:22) mit Picard und Riker aus Star Trek – The Next Generation.

    Riker und Picard als Bildschirmhintergrund

    (Anhand der Uniform von Picard tippe ich mal auf ein Bild aus der 5 Staffel)

August 1, 2016 Posted by | film | , , , | Hinterlasse einen Kommentar

Oh my ZSH

Wieder ein Artikel in der CT. Pimp my Konsole.

In der Firma (unter Windows7) sind meine Kollegen und ich noch von ConsoleZ in Kombination mit clink und parallel Xterm begeistert.

Am Mac hab ich jetzt Oh my ZSH ausprobiert.

Es geht nicht nur um die Visualisierung – die allein schon eine Empfehlung wert ist (ich bleibe bisher beim Theme agnoster – Stickwort: git-integration). Es geht auch um die Plugins zur Autovervollständigung. Unter macOS bietet sich git, brew, mvn, grade an. Ich kann also

mvn i

eingeben, und nach einem TAB bekomme ich alle Phasen und Goals mit i angezeigt

ohmyzsh-mvni

Es gibt aber auch Perlen, die wie osx, dass einige Helfer für die Interaktion zwischen Shell und Finder bietet und … mein Liebling: chucknorris.

Wichtig für mich: 

Bei Problemen mit der Schriftart und nicht darstellbaren Zeichen/Farben – es fehlt wohl unter macOS El Capitan ein Font. Entsprechend folgender Anleitung hat das Installieren und Nutzen der Schriftart Ubuntu Mono derivative Powerline (Quelle: powerline-fonts) auch dieses Problem gelöst.

Durch die Fonts bin ich grad auf das Nächste zum nachschauen gestoßen: Powerline – die (mächtige) Statuszeile für vim.

 

Juli 31, 2016 Posted by | apple, macos | , , , | Hinterlasse einen Kommentar

Time Machine Tipp

Wer kein NAS oder Time Capsule hat, die ständig eingeschaltet sind, der wird hoffentlich wenigstens eine externe Festplan am Rechner haben, auf der Backups landen. Ich arbeite so, und habe dies auch meinen Eltern so eingerichtet.

Wenn dieser Rechner ein Laptop ist, dann ist auch diese Backupmöglichkeit nicht immer mit dem Rechner verbunden (hey, Laptops sind mobil, oder). Zusätzlich sehe ich es als Vorteil an, dass der Rechner nicht ständig mit der Festplatte verbunden ist … da gab es doch letztens so kleiner Helferlein, die einem die Festplatte verschlüsseln und Geld auspressen wollten. Ist die Platte nicht angeschlossen, ist auch diese Gefahr geringer – wenigstens für das Backup.

Der letzte Artikel in meiner CT zu diesem Thema hat mich auf eine besonders gutes, aber verstecktes, Feature hingewiesen: Lokale Snapshots.

Bei Mac Laptops sind diese per Default aktiviert, aber bei stationären Rechnern – wie dem iMac meiner Eltern – kann man dieses Feature ebenfalls aktivieren:

sudo tmutil enablelocal

Komischerweise war das auch meinem MacBook nicht aktiviert … nun ist es.

TimeMachine-LocalSnapshots

 

 

Juli 30, 2016 Posted by | apple, macos, Uncategorized | , | Hinterlasse einen Kommentar

Leichte Systemsicherheit bei macOS

schon letztes Jahr hab es irgendwo Links auf die Tools von https://objective-see.com. Jedes für sich ein kleiner Helfer, um zu prüfen ob die Sicherheit des eigenen macOS Systems noch passt.

Allen voran:

KnockKnock: Scannt das System nach StartUpItems, LaunchDeamon, BrowserExtension usw. und gleicht diese mit VirusTotal ab

TaskExplorer: Wie das Name schon sagt. Zeigt Informationen wie offene DateiHandles, Verbindungen etwas einfacher, als die im System integrierte Aktivitätsanzeige und gleicht alle Prozesse ebenfalls mit VirusTotal ab.

und neu dazugekommen, BlockBlock: überwacht im Hintergrund, ob sich neue Programme als StartUpItems oder LaunchDeamon einnisten wollen.

Alles zusetzt gefunden bei Caschy: Startelemente beim Mac: TaskExplorer, KnockKnock und BlockBlock geben Einsichten

Installierbar auch per HomeBrew Cask:

brew cask install knockknock
brew cask install taskexplorer
brew cask install blockblock

 

Juli 24, 2016 Posted by | macos | , , , , , , , | Hinterlasse einen Kommentar

So eine Scheisse

Im letzten Jahr wollten Nachbarn unbedingt sog. Taubenabwehr installieren. Ich wusste ja erst gar nichts damit anzufangen, aber tatsächlich war im Giebel unseres Balkons Platz für einen Balken und darauf Platz für Tauben. Bisher habe ich zwar keine Taube dort gesehen, aber nun sind die Stacheln installiert.

Dieses Jahr ist alles anders: Die Stacheln funktionieren wunderbar, weiterhin keine Tauben in Sicht. Dafür eigenen sich die Stacheln aber bestens für (kleinere) Vogelnester.

Toll. Kurze Bestandsaufnahmen:

Letztes Jahr: keine Taubenabwehr, keine Tauben, keine Vogelnester

Dieses Jahr: Taubenabwehr, keine Tauben, ein VogelnestFoto 20.06.16, 21 29 00

Balken unter dem Dachgiebel mit Taubenabwehr und Vogelnest

Vogel fühlt sich wohl bei der Taubenabwehr

Juni 20, 2016 Posted by | Uncategorized | Hinterlasse einen Kommentar

Back compatible – Updated iCal for WP Calendar

After some more time and nearly 2500 downloads the new version of iCal for WP Calendar is available.
After WP Calendar author has changed the database scheme in the new version 1.5, it took me ages, to find time for this update. Still seeing, that also the – now outdated – version of iCal for WP Calendar is downloaded continuously, I decided to keep it backward compatible.

So, the new version works fine with WP Calendar 1.5.x and also all previous versions.

New features are:

  • added compatibilty for WP Calendar 1.5.x
  • link of ical feed is printed in the options page

Juni 16, 2013 Posted by | development | , , | 1 Kommentar

Dem Alltag entfliehen

Robert

Ich schlendere sorglos durch die Gassen von Varanasi, kenne den Weg schon und weiß auch, zu improvisieren, falls Kuehne im Weg stehen. Ich habe heute nicht nur neue Tempel sondern auch zum ersten mal einen Kuhstall gesehen, sonst sind diese heiligen Tiere immer auf der Straße, fressen Müll und versperren die engen Gassen. Muss noch einkaufen , will mir aber sonst nur die Fusse vertreten.

Es ist so angenehm in diesen kleinen Gassen – die Soldaten, die die Moscheen bewachen kennen mich schon, die Ladenbesitzer fragen nicht mehr „want to see my shop“, sondern grussen nur noch freundlich. Die Gassen sind voll von Pilgern und wenig motorradern (alleine das birgt eine rue in sich, die wir erst zu schatzen wussten, als wir das Viertel nach 4 Nächten wieder verlassen haben). Unser Hotelmanager ist ein grosser ruhiger und gelassener Brahmane.

Diese Ruhe brauchten wir auch. Schon in Lucknow haben wir uns nicht wohl gefühlt – Lukas fing dann mit Fieber an, zwei Tage später hatte ich meine Erkältung ebenfalls. An meinem heißesten Tag haben wir dann doch den Schritt gewagt und Varanasi verlassen. Beides mit Erfolg. Ich hatte nicht gedacht, dass Fieber auch auf einer rumpeligen Nachtzugfahrt seine Wirkung entfalten kann.

Khajuraho ist so schön anders als alle anderen Orte bisher. Ruhig, trotzdem lebendig. Ich habe mich schon öfters gefragt, warum die Inder ihre Orte gern haben könnten – hier wüsste ich sogar warum. Wir bestaunen die 1100 Jahre alten Tempel und ziehen morgen nach Agra – unserem letzten großen Ziel – dem Taj Mahal.

Lukas

Unsere Reise:

Haridwar: Eine grosse, verrückte Stadt am Ganges, voller gläubiger Hindus, Tempel, rituellen Waschungen, Gebeten zu Sonnenuntergang, Feuerzeremonien.

Lucknow: Eine grosse, verrückte Stadt am Gompti-River, voller Arbeiter und Studenten, alter britischer Bauten, Paläste und Gärten, Türme und Tore, Verwaltungsgebäude und Forschungseinrichtungen.

Varanasi: Eine grosse, verrückte Stadt am Ganges voller pilgernder Hindus, Touristen und Schlepper, Tempel und Kremationsplätzen, Kühe und Ochsen, Mofas und Ritschas.

Ich konnte sie nicht mehr sehen, die ganzen grossen verrückten Städte… wollte einfach Mal eine Strasse lang laufen ohne dass ständiges Gehupe meine Nerven zerrüttelt, ohne bei jedem Schritt fast von einer Ritscha überfahren und von einem Ochsen aufgespiesst zu werden, ohne in jedem Menschen jemanden zu sehen der mich ausnehmen will… Ich wollte aufs Land!!!

Und da sind wir nun, in Khajuraho, geniessen die Ruhe, schauen uns 900 Jahre alte Tempel mit spannenden Motiven an, die sich überwiegend mit der körperlichen Ausdrucksweise von Zuneigung zwischen Mann und Frau beschäftigen, und entspannen uns. Herrlich.

Morgen fahren wir nach Agra. Eine grosse, verrückte Stadt…

August 20, 2012 Posted by | urlaub | Hinterlasse einen Kommentar

Zugfahren

Lukas:

Es gibt zwei Arten, an eine neue Sache ranzugehen: Es gibt die Moeglichkeit sich zu informieren, zu planen, vorauszuschauen. Oder die Moeglichkeit, es einfach zu tun. Ich bin ein starker Verfechter der zweiten Variante. Ich moechte hier jedoch eine Einschraenkung vornehmen: Wenn du vorhast, mit der Indischen Eisenbahngesellschaft zu reisen, erwaege, Variante 1 vorzuziehen.

Und so kam es:
Auf dem Weg nach Darhamsala hatten wir die Idee, doch eine Strecke mit dem ‚Toy Train‘ zurueckzulegen, einer Gebirgs-Schmalspurbahn. Das taten wir dann auch. Nach einer kurzen Busstrecke sassen wir in einem kleinen Warteraum an einer suessen Bahnstrecke und schwitzten. Der Zug kam puenktlich auf die Minute und nahm uns in Schneckentempo mit in Richtung Patankut, der Endstation, Karten hatten wir davor bei einem netten Bahnhofsbeamten hinter einem ebenso kleinen suessen Schalter erworben. Nein, das war noch nicht die Indische Eisenbahngesellschaft. Die kam danach, am Bahnhof von Patankut. Dort wollten wir wissen, wann der naechste Zug nach Haridwar faehrt. Am Auskunftsschalter teilte man uns mit, dass immer Abends um 8.30 ein Zug fahre. Es war 7.00. Also auf zm Ticketschalter, Fahrkarte kaufen. Dort mussten wir erst mal eine recht beachtliche Warteschlange bezwingen (sie stehen zwar Schlangen wie die Englaender hier, haben dabei aber die Tendenz, die Sache mit ‚in der Reihe bleiben‘ nicht so ernst zu nehmen). Dann hatten wir unser Ticket: ca. 1 Euro fuer 10 Stunden Fahrt. Wir wunderten uns ein wenig.
Mit dem Zug ging es dann weiter zum naechsten Bahnhof (5 Minuten), wo der Nachtzug losfuhr. Sicherheitshalter fragten wir da nochmal nach, ob wir auch das richtige Ticket hatten, und ob man reservieren koenne. Antwort: Ja, Nein. Ok, dann mal los.
Der Zug fuhr ein und war voll. Aber nicht komplett voll, so dass wir 2 Liegeplaetze finden konnten. Wir legten uns hin und schliefen 2 Stunden. Dann weckte uns eine Horde wilder Inder und schmiss uns aus dem Abteil. Keine Reservierung. Ok… dann halt in den Flur. Wir irrten durch die Wagen und begegneten dem Schaffner. Der betrachtete unser Ticket, sagte, wir seien in der falschen Klasse und wollte uns eine Straffe ausbrummen. Wir lehnten ab, er wollte uns rausschmeissen, wir setzten uns in den Flur. Auf dem Boden sitzend, neben in Lumpen gehuellten Pilgerern verbrachten wir 2 weitere Stunden in relativer Ruhe. Robert wollte sich dann zwischendurch mal die Fuesse vertreten und verschwand. Kam laenger nicht mehr zurueck. Dann kam er, in Begleitung eines jungen, netten Polizisten, der ihn in die Arrest-Zelle stecken wollte wegen Fahren in der falschen Klasse, der uns Touristen aber als Gaeste betrachtet, ein Auge zudrueckt und uns sogar einen Sitzplatz ausgesucht hat. Als Strafe musste sich Robert dann 2 Stunden lang die zum Teil recht bizarren Wissenserguesse des jungen Mannes zu Indischer und globaler Politik, Indischer Geschichte und dem generellen Unwissen von Touristen anhoeren.
In Haridwar stiegen wir aus und suchten das Weite.
Nachtrag: Wir fahren heute wieder mit dem Zug. Ja, wir haben uns eine Reservierung besorgt.
Robert:
Von Dharamshala bis jetzt haben uns Stroemungen erwischt. Ein Rausch folgt dem Anderen:

Wir geniessen den letzten Abend in D/Shala mit zwei grossen Tuborg-Strong. Bis dahin sind wir in unserer Reise immer langsamer geworden – gewollt und erwuenscht. Von D/Shala sind wir in einem Rutsch/Rausch nach Kangra nach Pathankot nach Haridwar (ca 550 km).
Langes sitzen von Kangra nach Pathankot. Wenig Schlaf und langes auf dem Boden sitzen von Pathankot nach Haridwar haben uns veraendert.

Der Polizist, der mich – verschwitzt, muede, ausgelaugt, etwas lumpig – nach anfaenglichen Vorwuerfen des Gesetzesbruchs eine lange Predigt ueber all das gehalten hat, was ich nicht weiss aber wissen sollte und was ich falsch gemacht habe, hat eine Portion Demut dazugemischt.

Ein Hindu Rausch mit Goetteropfern, Teilnahme am Sonnenuntergangsritula am Ganges, Reinigung im Ganges, beschwerlicher Aufstieg zum Tempel inkl. dem eigenen Punkt auf der Stirn haben uns spirituel erfasst.

Die Zugticket-Beschaffung und -reservierung im staatlich computerisierten (*) Eisenbahnsystem haben wir dann mit Hingabe und Geduld ertragen koennen.

Wie geht dsa nur weiter.

* Gruss an Thomas: Seit 25 Jahren, Terminalanwendung, inkl. TEV und eingeschraenktem Zeitfenster fuer Erfassungen

August 10, 2012 Posted by | Uncategorized, urlaub | , , , , | Hinterlasse einen Kommentar

Nach dem Rausch

Lukas:

Über mein übliches Kranksein verliere ich nicht zu viele Worte – ausser vielleicht, dass mich diese (altbekannte) Situation regelmässig den grössten Respekt vor den Menschen lehrt, die in den Länder wohnen, die ich besuche, und unter diesen Verhältnissen nicht nur überlebt, sondern ihren Plänen und Träumen nachgeht, diese verwirklichen und dabei allgemein auch noch den Eindruck machen als hätten sie viel mehr Spass dabei als wir in Europa.
Das waren jetzt doch recht viele Worte – den Rest in Kurzform…
Was mich erstaunt hat:

  • Pünktlich auf die Minute fahrende Busse (reproduzierbar! Den ersten hätten wir durch mein „ach der fährt eh nicht vor ner halben Stunde“ fast verpasst…)
  • Dharamsala: Ein Bergdorf, dessen Bewohner und tibetische Mönche sich von den vielen Touristen nicht in ihren Alltag stören lassen und sich so seinen Charm bewahren konnte
  • Das Reis mit Curry zum Frühstück tatsächlich schmecken kann – sehr sogar!

Was ich vom Reisen gelernt hab: Nie aufhören, sich überraschen zu lassen!

Robert:

Dharamshala ist eine merkwuerdige Stadt. Die Tibeter haben sich hier wohlfuehlend eingerichtet, einen schoenen Tempel gebaut und mit den Einheimischen gut  arrangiert. Viele „Free Tibet“ Fans leisten Freiwilligendienst und geben dem Ort, zusammen mit den italienischen Restaurants und Coffe-Shops wie in New York, einen westlichen Touch und doch, ganz leise, gibt es am Abend, wenn die meisten Souvenier-Staende schon abgebaut sind, wieder indische Spezialitaeten die mir hier so gefallen.

Wir sind zwei Tage geblieben und haben dann im Rausch eine wahnsinnige Tour bis nach Haridwar durchgezogen. Ich bin noch kaputt von der Fahrt, Details folgen spaeter – als Anriss nur drei Worte: Toy-Train, Nachtzug, Polizei.

Folgende kleine Punkte, die noch haengen geblieben sind

  • Die Busse fahren hier wirklich alle puenktlich ab
  • Sonntags haben vielen Geschaefte geschlossen, jedenfalls hatten wir in Mandi Probleme, etwas zum Fruehstuecken zu finden
  • viele Moped-Fahrer in Delhi tragen einen Helm.

August 8, 2012 Posted by | urlaub | , , , | Hinterlasse einen Kommentar